Haifang in Europa?
Das Geschäft mit den Flossen lohnt sich auch für Europa.
Jedes Jahr werden in Europa Millionen von Haien gefangen. So ist etwa Spanien einer der führenden Hersteller von unverarbeiteten Haiflossen.
Die Verordnung der EU zum Verbot des Finning auf den Fangschiffen 2013 führte allerdings zu einer Veränderung in der Fischerei. Bisher konnten Fischereifahrzeuge Laderaum sparen, indem sie Haien die Flossen abschnitten und den Körper über Bord warfen. Dadurch blieb mehr Platz für die wertvolleren Arten wie Schwertfisch oder Thunfisch.[1] Nun mussten die Haie angelandet werden. Kurzzeitig gingen die Fangzahlen für Blauhai zurück (2013: 44703t im Atlantik). Bereits 2016, dem letzten ausgewerteten Jahr, waren es wieder 53.000 t.[2] Was ist geschehen? Neben dem lukrativen Geschäft mit den Flossen, wurde nun auch Haifleisch vom Blauhai vermarktet, für das es zuvor kein Interesse gab. Doch der Fang in Europa beschränkt sich nicht nur auf Blauhai. Auch andere Arten werden weiterhin gejagt. So wurden im Jahr 2018 im Atlantik 6.018 Tonnen des vom Aussterben bedrohten Kurzflossen-Mako durch europäische Schiffe angelandet. Im Mittelmeer stellte der WWF kürzlich fest, dass über die Hälfte der dort vorkommenden Haiarten gefährdet sind.[3] Einer der Gründe: Überfischung.
Doch eigentlich sollten die „Flossen natürlich am Körper“-Verordnung der EU doch die Haie davor schützen, für ihre Flossen gejagt zu werden. Leider lässt sich oft nicht einmal feststellen, ob Flossen, oder Haifleisch gehandelt wird: In vielen Ländern weltweit, auch in der EU, gibt es keine bei einer Fracht keine Angabe, ob es sich um unverarbeitete und verarbeitete Teile des Fisches, wie etwa Flossen handelt. Das macht es besonders schwer nachzuvollziehen, welche Teile wohin transportiert werden. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind die Kontrollzahlen. Bei der spanischen Langleinenflotte wird eine unabhängige Beobachterquote von 1-3% auf den Fangschiffen angegeben.[4] Ob wirklich alle gefangenen Haie angelandet werden, wie in der EU-Verordnung vorgegeben, kann daher nur für diese Schiffe mit Sicherheit gesagt werden.
Wenn der Haischutz in Europa eine Chance haben soll, muss deshalb der Handel mit Haiflossen aus Europa wirklich sinnvoll unterbunden werden. Deshalb fordern wir: Die Flossen müssen zu jeder Zeit am Hai bleiben – auch beim Export!
[1] Vgl. FAO, State of the global market for shark products, S. 95
[2] Vgl. INTERNATIONAL COMMISSION for the CONSERVATION of ATLANTIC TUNAS (ICCAT), REPORT for biennial period, 2016-17 PART I (2017) – Vol. 2. Für die Berechnung der Anzahl Tiere wurde ein durchschnittliches Gewicht von etwa 30 Kilogramm pro Blauhai angenommen
[3] Vgl. WWF, Sharks in crisis: A call to action for the Mediterranean.
[4] Vgl. North and South Atlantic swordfish Spanish longline fishery; MSC Public Comment Draft Report, Volume 1; October 2016; Seite 44 pp.
Geschätzte Fangzahlen der EU-Länder
von 1992- 2016 anhand von Blue sharks, Shortfin Makos und Porbeagle
Quelle: https://www.iccat.int/Documents/BienRep/REP_EN_16-17_II-2.pdf
* Reform- und Öffnungspolitik in China .In diesem Zeitraum verzeichnete die chinesiche Wirtschaft durch Privatisierung ein bedeutendes Wachstum. Die Handelsmärkte wurden erweitert.
** Heringshai – porbeagle (Lamna nasus) Proposal to list the Porbeagle in Appendix IIof the Convention on International Trade in Endangered Species (CITES)
EU-Länder im Vergleich blue shark (Prionace glauca)
Gebiete: Nord-Atlantik, Süd-Atlantik und Mittelmeer
2000
2011
2016
Was passiert mit dem Fleisch der Haie?
Der Handel mit Haifleisch hat sich im letzten Jahrzehnt stark erhöht. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass die Nachfrage nach Fisch generell steigt. Der Markt für Haifleisch ist vielfältiger und geografisch weiter verteilt als der Handel mit Haiflossen, weshalb beträchtliches Potential für weitere Expansion besteht. [1]
Vor Jahren noch als ungewollter Beifang angesehen, werden Haie heute gezielt gejagt. Spezies wie der Blauhai oder der Kurzflossen-Makohai werden ohne spezifische Auflagen gefangen: Keine Fang- oder Größenlimitierung und keine Schonzeiten. Spanien hat den größten Markt für Haifleisch und ist die führende Nation für Haifang in Europa. 2013 wurden dort 48.888 Tonnen verschiedener Haispezies als gefangen gemeldet, die tatsächliche Zahl könnte auf Grund von nicht gemeldeten Beifängen jedoch deutlich höher ausfallen. Das Fleisch, das dort gefangen wurde, wird hauptsächlich in andere EU-Länder exportiert. Spanien gehört mit Italien zu den Ländern in Europa, die den größten Haifleischmarkt haben und im Jahr durchschnittlich 40.000 Tonnen (Spanien) und 10.000 Tonnen (Italien) Haifleisch konsumieren. [2] Die meisten Haifleisch Importe weltweit gehen nach Brasilien mit ca. 20.000 Tonnen im Jahr, gefolgt von Spanien mit ca. 14.000 Tonnen im Jahr, und Italien mit ca. 11.500 Tonnen im Jahr (Stand 2012). [3]
Laut aktuellen Zahlen importierte Deutschland 296 Tonnen Haifleisch im Jahr 2014. Es kommt hauptsächlich aus Namibia, Vietnam und Indonesien. Diese Länder haben kaum Überwachungen oder Kontrollen in ihrer Fischerei. [4] Das Fleisch wird unter vielen verschiedenen, oft irreführenden Namen vertrieben, wie zum Beispiel Seeaal, Forellenstör oder Dornfisch bei Dornhaifleisch.
Neben der gezielten Konsumation von Haifleisch steigt auch die Nachfrage an Öl, das aus der Haileber gewonnene wird. Dieses gilt als begehrte Zutat in Kosmetikprodukten wie Makeup oder Feuchtigkeitscremen. [5]